11.06.2018

Tatort Erbe

Für viele ist der Sonntagskrimi der perfekte Abschluss eines Wochenendes. Die Portion Spannung gehört einfach dazu, die Neugier bei der Suche nach dem Täter bietet beste Unterhaltung.
Am letzten Wochenende ging der Sonntagskrimi in die Sommerpause. Manch ein Erbfall hingegen kennt keine Sommerpause und die Suche nach dem Erben zieht sich über viele Jahre hin und kann kaum in 90 Minuten wieder gegeben werden.

 

Zwar ist in vielen Fällen eine groß angelegte Suche nicht nötig, da die Erben mit dem jeweiligen Wohnort bekannt sind. Dennoch gibt es Ausnahmefälle, in denen der Aufenthaltsort der Erben nicht bekannt ist oder erst gesucht werden muss, ob überhaupt erbberechtigte Verwandte des Erblassers existieren. Insbesondere die bekannten Erben sind sehr daran interessiert, da die Erbengemeinschaft nur komplett handeln kann.

 

Nachlassgericht forscht nach Erben

Anfänglich versucht das Nachlassgericht selbst nach den Erben zu forschen. Es wird, wenn ihm die persönlichen Verhältnisse des Erblassers unbekannt sind, zunächst Auskünfte von den im Testament Bedachten verlangen. Dies basiert auf einer im BGB verankerten Ermittlungspflicht für das Nachlassgericht bzw. den gerichtlich eingesetzten Nachlassverwalter (§1960 BGB). Der Nachlassverwalter übernimmt im Falle der erfolglosen Suche die nächsten Schritte. Er tritt als gesetzlicher Vertreter der Erben auf und kümmert sich um die Sicherung und Verwaltung des Nachlasses und eben der weiteren Erbensuche. Und dies geschieht natürlich auf Kosten des Nachlasses. Da es sich in einer Vielzahl der Verfahren um überschuldete Nachlässe handelt und die Erben das Erbe ausgeschlagen haben, erfolgt eine Liquidation des Nachlasses und der sog. Gläubigerbefriedigung. Auf eine weitere Suche wird dann verzichtet.

 

Anders sieht es aus, wenn der Erblasser vermögend war. Dort setzt der Nachlasspfleger dann auch externe Spezialisten ein, um den oder die Erben ausfindig zu machen. Und hier kommen nun professionelle Suchdienste und Detekteien zum Zuge, die es gewohnt sind, jene aufwändigen Suchen zu erledigen. Zum einen können die Gesuchten weltweit verstreut sein, zum anderen können auch Schwierigkeiten aus der deutschen Historie auftreten. Wenn man hierbei an Krieg und Teilung denkt, weiß man um die Schwierigkeit der Aufgabe.

Ist der Aufwand dennoch nicht von Erfolg geprägt, fließt der Nachlass dem Fiskus zu. Doch dies klingt nach einem Krimi ohne Mörder – und wer will das schon?