10.12.2018

Projekt Eigenheim

Eigenkapital ist unerlässlich beim Eigenheim

Die Immobilienpreise steigen, zugleich erleichtert günstiges Baugeld vielen Menschen die Anschaffung eines Eigenheims. Doch auch in Zeiten niedriger Zinsen ist es unerlässlich, einen Teil der Finanzierung aus eigenen Mitteln zu stemmen.

Der Anstieg der Immobilienpreise scheint vielerorts kein Ende zu nehmen. Zwischen Mitte 2017 und Mitte 2018 sind neu gebaute Eigenheime im Bundesdurchschnitt um 4,6 Prozent teurer geworden, wie das Statistische Bundesamt meldet. Gleichzeitig halten sich die Zinsen auf einem niedrigen Niveau und ermöglichen vielen Menschen trotz steigender Preise, das „Projekt Eigenheim“ in die Tat umzusetzen.

Kein Wunder also, dass eine Immobilienfinanzierung mit möglichst wenig Eigenkapital zunächst attraktiv scheint. Der durchschnittliche Kreditanteil am Kauf- oder Baupreis steigt: Von 77,6 Prozent Anfang 2014 auf derzeit 81,6 Prozent.
„Damit bringen die Deutschen im Mittel zwar immer noch knapp 20 Prozent an Eigenkapital mit, doch auch und gerade in Zeiten sehr niedriger Zinsen sollten zukünftige Eigentümer beachten, dass eine Immobilie die wohl größte Investition im Leben ist und langfristig sicher finanziert sein sollte“, sagt Thomas Thiet von der LBS. Eigenkapital ist dabei eine entscheidende Säule. Auch wenn es angesichts der niedrigen Zinsen verlockend erscheint, verstärkt auf günstige Kredite zu setzen, empfiehlt sich ein solider Finanzierungsmix aus Eigenkapital, Bausparvertrag und klassischem Annuitätendarlehen.

Je höher der Finanzierungsanteil, desto höher ist auch das Risiko, die monatlichen Raten irgendwann nicht mehr stemmen zu können. Etwa dann, wenn die Niedrigzinsfinanzierung ausläuft und die Immobilie noch nicht abbezahlt ist. Niemand kann die Zinsentwicklung der nächsten zehn Jahre vorhersagen. Selbst ein Anstieg von derzeit rund 1,5 Prozent auf immer noch vergleichsweise niedrige 3 Prozent bedeutet eine Verdopplung der Belastung.

Muskelhypothek: Das sollten Bauherren beachten

Wer als Bauherr eigene Arbeitsleistung in den Bau seiner Immobilie steckt, kann das bei der Finanzierung als Eigenkapital anrechnen lassen. Viele Kreditinstitute akzeptieren die Eigenleistung.

Die wichtigsten Fakten zur Muskelhypothek.

Wo sich anpacken lohnt
Die eigene Muskelkraft bringen Bauherren am sinnvollsten bei Arbeiten ein, die einen hohen Lohnanteil und niedrige Materialkosten haben. So lassen sich beispielsweise bei Maler- und Tapezierarbeiten zwischen 60 und 80 Prozent der Handwerkerkosten einsparen. Das Verlegen von Fußböden oder die Errichtung von Außenanlagen wie Garten oder Terrasse erfordern keine oder nur wenig Vorkenntnisse und können ebenfalls gut in Eigenleistung erbracht werden. Grundsätzlich sollten die eigenen handwerklichen Fähigkeiten realistisch eingeschätzt werden.
Auch der Zeitaufwand ist nicht zu unterschätzen: In der Regel lassen sich durch Eigenleistung rund zehn Prozent der Baukosten ersetzen, dafür ist ein Einsatz auf
der Baustelle von etwa 20 Stunden pro Woche notwendig.

Wann Profis gefragt sind
Bei einer Reihe von Arbeiten sollten Bauherren nur Hand anlegen, wenn sie sehr geübt sind oder sogar Fachwissen vorweisen können. Ansonsten gilt: Hier sind Profis gefragt. Vor allem bei Heizung-, Sanitär- und Elektroinstallationen sind Kenntnisse über Bauvorschriften und Regelwerke unabdingbar. Auch Arbeiten, auf die andere Gewerke aufbauen, sollten besser vom Fachmann durchgeführt werden, denn nicht erledigte Eigenleistungen können zu Verzögerungen bei anderen Gewerken führen – und das kann für den Bauherren teuer enden.

Worauf Bauherren achten sollten
Auf die eigene erbrachte Leistung erhalten Bauherren keine Gewährleistung. Weisen die Arbeiten also Mängel auf, müssen sie selbst dafür haften und für die Behebung aufkommen. Aufpassen sollten sie vor allem dann, wenn die Eigenleistung in die Arbeit eines anderen Gewerkes übergeht und nicht eindeutig zu erkennen ist, wer für eventuelle Schäden verantwortlich ist.

In diesem Falle hilft es, die eigene Arbeit vom Bauleiter abnehmen zu lassen. Zugleich sollten Bauherren die Leistung der Fachmänner auf Mängel überprüfen und diese beheben lassen, bevor
sie selbst ans Werk gehen.

Erhält der Bauherr auf der Baustelle Unterstützung von Familie und Freunden, ist er für deren Sicherheit verantwortlich. Dazu muss er die Helfer – auch wenn sie unentgeltlich arbeiten – bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG) anmelden, eine Unfallversicherung abschließen und die Baustelle hinreichend absichern.

 

Mit Baukindergeld ins Eigenheim

Familien, die erstmalig eine eigene Immobilie bauen oder kaufen, unterstützt der Staat seit Herbst 2018 mit dem Baukindergeld. Voraussetzung ist, dass das Eigenheim zwischen dem 1. Januar 2018 und dem 31. Dezember 2020 erworben wird – unabhängig von der Wohnfläche und ob neu oder gebraucht. Pro Kind erhalten Familien eine jährliche Förderung in Höhe von 1.200
Euro für einen Zeitraum von zehn Jahren. Die Einkommensgrenze liegt bei 75.000 Euro zu versteuerndem Haushaltseinkommen zuzüglich 15.000 Euro pro Kind. Beantragen lässt sich das Baukindergeld online über das Zuschussportal der KfW. Dazu sollten Kauf- oder Bauunterlagen, Meldebescheinigung, Einkommensnachweise sowie Kindergeldbescheide vorliegen.

 

Mehr zum Thema Eigenheimfinanzierung finden Sie hier.